Schachteln basteln – Teil 3: Konvexe Polygone
Konvexe Polygone klingen zwar nach trockener Mathematik, aber keine Sorge: gerechnet wird hier nicht! Nachdem wir Schachteln mit einer rechteckigen Grundform gebastelt haben (siehe Teil 2 der Serie), sind Schachteln mit einer anderen Anzahl an Ecken der nächste logische Schritt. Ein Polygon ist nämlich nichts anderes als ein Vieleck, d.h. es kann drei, vier, fünf oder mehr Ecken haben. Wir wollen uns jetzt also den Schachteln widmen, die beispielsweise der Verpackung von Ferrero Küsschen ähneln. Oder doch eher einem Vogelhäuschen?
Damit es nicht zu kompliziert wird, beschränken wir uns auf konvexe Grundformen. Das heißt, dass der Boden keine nach innen gerichteten Ecken hat. Bei einem Stern beispielsweise wechseln sich Innen- und Außenecken ab. Solche konkaven Schachteln basteln wir anders, deshalb bekommen sie einen eigenen Abschnitt in der Serie. Das Bild unten macht es deutlich. Links in blau sind konkave Polygone – natürlich gehört auch ein Quadrat oder Rechteck dazu. Aber Sterne ebenso wie die meisten Buchstaben weisen Innenecken auf. Ebenso das Herz ganz rechts im Bild.
Am Ende dieser Anleitung kannst Du alle möglichen Schachteln mit konvexer Grundfläche basteln. Dabei müssen die Kantenlängen und die Winkel keineswegs gleich sein wie bei den Beispielen unten. Das Vogelhäuschen oben zum Beispiel habe ich frei aus dem Bauch heraus gezeichnet und dann zur Schachtel weiter gebastelt 😉
Was Material und Werkzeug betrifft, so schaue Dir bitte die Einleitung im ersten Teil der Serie an. Dort ist alles genau beschrieben und gilt auch hier.
Das Polygon als Grundfläche auf den Tonkarton bringen
Nachdem Du Dich entschieden hast, ob Du ein Dreieck, Fünfeck oder sonst irgend ein Vieleck als Schachtel basteln willst, musst Du die Grundform auf Deinen Tonkarton bringen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder Du benutzt eine der Vorlagen, die Du unten herunterladen kannst. Dort sind mehrere Polygone in unterschiedlichen Größen vorgezeichnet.
Oder Du hast keine Scheu vor’m Winkel messen und nimmst Dein Geodreieck zur Hand. Zu jedem gleichseitigen Polygon gibt es beispielsweise auf Wikipedia Angaben zu den einzelnen Winkeln. Vielleicht hast Du aber eine ganz andere Idee oder sogar eine Schachtel zur Hand, die Du einfach als Vorlage nimmst.
Download
Vorlage für polygonale, konvexe Polygone in verschiedenen Größen (Dreieck, Fünfeck, Sechseck) (8968 Downloads )Übertrage die Grundfläche von der Vorlage
Drucke Dir die gewünschte Vorlage aus und entscheide Dich für eine Größe sowie die Höhe der Schachtel. Lege nun das Papier auf den Tonkarton, aber laß dabei einen ausreichend großen Abstand zum Rand. Schließlich müssen die Seitenwände auch noch mit ausgeschnitten werden.
Der Mindestabstand jeder Kante zum Papierrand richtet sich nach der Höhe Deiner Schachtel. Links im Bild siehst Du, wie Du ein Fünfeck auf das Papier zeichnen musst, damit noch genug Abstand für die Seitenwände der Schachtel bleibt. Wenn Du einen Kreis mit dem Radius der Höhe um jeden der Eckpunkte ziehen würdest, dürfte keiner der Kreise über das Blatt hinaus reichen.
Nachdem Du das Papier mit der Vorlage auf Deinem Tonpapier positioniert hast, drücke mit einem Bleistift oder Deinem Falzwerkzeug fest genug auf jede Ecke der Form, sodass Du Druckstellen auf dem Tonkarton erzeugst.
Wenn Du alle Ecken durchgedrückt hast, nimm das Vorlagenblatt vom Tonpapier herunter. Nimm jetzt ein Lineal und Dein Falzwerkzeug zur Hand. Statt die Grundform nachzuzeichnen, falzen wir sofort die Grundform ins Tonpapier. Verbinde dazu die sichtbaren Druckstellen so, dass Deine Grundform entsteht.
Füge die Seitenwände und Klebelaschen hinzu
Anschließend müssen die Seitenwände der Schachtel angezeichnet werden. Das ist wohl der einzig mühselige Teil an der ganzen Geschichte. Zu jeder Kante brauchst Du eine parallele Linie im Abstand der gewünschten Schachtelhöhe. Ziehe am besten zuerst Linien im rechten Winkel zu jeder Kante, und zwar je eine am Anfang und eine am Ende jeder Kante. Dies sieht dann ungefähr so aus wie im nächsten Bild. Damit Du die gefalzten Kanten auf dem Foto besser sehen kannst, habe ich die fünfeckige Grundfläche mit einem Bleistift nachgezogen. Auch die Linien für die Seitenwände habe ich mit einem Bleistift gemacht. Du aber kannst sie gleich mit dem Falzwerkzeug machen! So brauchst Du später die Kanten für die Klebelaschen nicht nachträglich zu falzen. Außerdem würde man die Linien im Innenraum der Schachtel sehen – vergiß also nicht, sie ggf. vor dem Kleben weg zu radieren!
Schneide die fertig gezeichnete Vorlage jetzt aus wie auf dem nächsten Bild zu sehen. An den gezeichneten Kanten entlang musst Du Dir natürlich Mühe geben, denn das ist die Oberkante Deiner Schachtel. Aber dazwischen ist es nicht so wichtig, es reicht, dass Du die Linien, die Du sowieso schneidest, einfach verlängerst.
Jetzt arbeiten wir genauso weiter wie bei Teil 2 der Serie. Dort ist das Prinzip bereits genau beschrieben und bebildert – für Vielecke funktioniert es genau so wie für die dort beschriebenen Rechtecke. Wir schneiden die rechte Kante jeder Seitenwand bis zur Grundform ein und lassen an der benachbarten Kante je eine Klebelasche stehen. Dann drehen wir das Papier und fahren genauso fort, bis das Gebilde etwa wie folgt aussieht:
Wenn Du die Linien mit Bleistift und nicht mit deinem Falzwerkzeug angebracht hast, musst Du nun noch die Linien an den Klebelaschen falzen. Danach solltest Du alle Bleistiftmarkierungen weg radieren.
Falte und klebe die fertige Grundform zu einer Schachtel
Jetzt kannst Du alle gefalzten Kanten nach oben knicken, damit sich die Schachtel gut zusammenkleben lässt.
Jetzt noch etwas Kleber von außen auf die Klebelaschen auftragen und Du kannst die Schachtel zusammenfügen. Denke daran, dass bei mir die Bleistiftmarkierungen noch zu sehen sind, damit Du die Linien auf den Fotos besser erkennen kannst. Dein Ergebnis wird umso schöner, je weniger Markierungen jetzt noch zu sehen sind. Später noch etwas weg zu radieren wird sehr schwierig.
Andere Grundformen
Egal welche Grundform Deine Schachtel haben soll, das Prinzip ist immer das gleiche:
- Zuerst kommt die Grundform mit ausreichend Abstand zum Blattrand auf Tonkarton.
- Jetzt muss jede der Kanten am Anfang und Ende je eine Linie im rechten Winkel bekommen. Das sind die Begrenzungen der Seitenwände.
- Zusätzlich zu den rechtwinkligen Linien bekommt jede Kante eine Parallele Linie im Abstand der Schachtelhöhe.
- Jetzt wird an jeder rechten Kante jeder Seitenwand eingeschnitten (jeweils genau bis zur Ecke der Grundform). An den linken Begrenzungslinien bleibt eine kleine Klebelasche stehen.
- Nun wird ggf. noch einmal nachgefalzt und anschließend an jeder Falz geknickt.
- Die Klebelaschen werden (von der anderen Seite) mit Kleber versehen und die Schachtel wird zusammengefügt. Die Klebelaschen liegen innen.
Den Deckel basteln
Da der Deckel immer die gleiche Grundform hat, wie die Schachtel, brauchst Du nichts weiter zu wissen, als dass er zwei Millimeter größer sein muss als die Schachtel selbst. Das kannst Du erreichen, indem Du die fertige Schachtel auf das Tonpapier legst und drumherum zeichnest. Oder Du legst vorher schon den fertig geschnittenen Rohling auf den Karton und zeichnest die Eckpunkte an, wobei Du jeweils einen Millimeter Abstand lässt. Dann fährst Du genau so fort wie mit dem Schachtelkörper. So musst Du nicht noch einmal Winkel oder Kantenlängen messen.
Da Dein Deckel wahrscheinlich eine geringere Höhe haben soll als der Schachtelkörper, musst Du die Linien, die parallel zu den Kanten der Grundform verlaufen, in einem kleineren Abstand einplanen. Soll der Deckel bis zum Boden der Schachtel reichen, mache die Seitenwände 2 Millimeter länger.
Und noch ein Tipp: wenn Du einen gemustertes Tonkarton (also Motivkarton) für Deinen Deckel benutzen möchtest, achte beim Ausrichten der Eckpunkte auf den Verlauf des Musters!
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