Brush-Lettering: erste Schritte
Du möchtest also Brushlettering lernen. Eine gute Entscheidung! Denn sobald Du den ersten Schritt getan hast, wirst Du immer wieder Gelegenheiten finden, Brushlettering anzuwenden und so auch immer wieder zu üben. An Feiertagen, wenn Du Geschenke verpackst, Briefe oder Pakete verschickst oder Marmelade gekocht hast: immer wieder gibt es Beschriftungen, Adressen oder Namen, die auf Geschenkanhänger, Briefumschläge oder Tischkarten gelettert werden können. Es macht so eine Freude, etwas schönes zu erschaffen – nicht nur für Dich, sondern auch beim Empfänger Deines Kunstwerkes. Es ist ein besonders schöner Aspekt dieser Kunstform, dass sie sich so wunderbar in den Alltag integrieren lässt.
Dabei braucht es keine Perfektion, denn allein, sich die Mühe zu geben, etwas zu lettern, zählt schon. Setze Dich dabei nicht unter Druck, sondern verwende das Lettering als eine eigene Entspannungsmöglichkeit. Und jetzt geht es endlich los!
Brushlettering Grundlagen – ein Crashkurs!
Ich habe ein Video-Tutorial für Dich erstellt, in dem ich alle Grundlagen erkläre, die du in dieser ersten Lektion selbstverständlich auch nachlesen kannst. Unten findest du Links und Beschreibungen zum benötigten Material, weitere Details und ein Freebie. Aber jetzt lehne dich erstmal zurück und lerne binnen weniger Minuten die wichtigsten Grundlagen zu Brushlettering – von der Stifthaltung über Ovale und Schlaufen bis hin zur richtigen Einstellung hinsichtlich zittriger Aufstriche zu Beginn deiner Lettering-Reise 😉
Das nötige Equipment
Bevor wir beginnen können, brauchen wir zumindest einen einzigen Brush pen (Pinselstift). Ja, einer reicht erstmal! Damit kommst Du schon sehr weit – der Wunsch nach weiteren Größen und Farben wird sicherlich auch bei Dir aufkommen, aber halten wir es an dieser Stelle einfach. Um zu beginnen, besorge Dir bitte einen der folgenden Stifte:
Tombow Fudenosuke mit weicher Spitze
Pentel touch sign pen mit Pinselspitze (Brush Tip) – den gibt es auch in verschiedenen Farben im Sechserpack
Es gibt eine Vielzahl von Stiften mit Pinselspitze, deren Schreibspitze deutlich größer ist als die der oben genannten Stifte. Ich finde diese für den Beginn etwas zu groß, denn Du musst damit auch gleich viel größer schreiben. Um das Prinzip der Brush-Letterings zu lernen. sollte man meiner Meinung nach nicht zu viel auf einmal beachten müssen – und Papier spart es auch 😉 Aber die Stifte sind nicht nur gut für Anfänger, auch Fortgeschrittene greifen immer wieder zu diesen Stiften. Sie sind also auch längerfristig eine gute Investition. Zumindest, bis die Tinte alle ist 😉
Das Papier selbst ist an dieser Stelle zweitrangig. Du kannst mit normalem Druckerpapier beginnen. Aber wenn Du schon dabei bist, Dir einen Stift online zu bestellen, kannst Du Versandkosten sparen, wenn Du diesen Block gleich dazu bestellst: den Rhodia DotPad. Das Besondere an diesem Block sind die Punkte, die Dir beim gleichmäßigen Lettern helfen. Die Buchstaben müssen nicht exakt gleich werden. Aber die meisten von uns, mich eingeschlossen, tendieren dazu, groß zu beginnen und am Ende der Zeile immer kleiner zu werden. Oder aber die Schrift rutscht ab und man schreibt immer tiefer. Um dem von Beginn an entgegen zu wirken und sich eine gleichmäßige Schriftgröße anzugewöhnen, übe am besten immer auf dem Rhodia Dot Pad.
Falls Du Sorge hast, dass von dem rauhen Druckerpapier Deine Stifte ausfransen: die Stifte, die ich dir hier empfehle (siehe oben), sind nicht ganz so empfindlich wie ihre größeren Verwandten mit der soften Filz-Spitze. Du kannst sie trotzdem schonen und von Anfang an glattes Papier verwenden, wie zum Beispiel das bei Letterern sehr beliebte Clairefontaine Druckerpapier. Ich selbst benutze es auch sehr gerne.
Die Grundregel beim Brushlettering
Das wohl aller, allerwichtigste beim Brush-Lettering ist die Kombination von dicken und dünnen Linien. Gerade deshalb brauchen wir auch einen Brushpen: er kann sowohl dick als auch dünn schreiben. Je fester man aufdrückt, desto dicker wird die Linie.
Du sollst bestenfalls genau zwei Strickstärken erreichen: dick und dünn. Je gleichmäßiger Dir das gelingt, desto stimmiger wird das Schriftbild. Es gibt dabei (erstmal) nur eine Regel zu beachten:
Abwärts schreiben heißt dick schreiben, also fest aufdrücken
Aufwärts schreiben heißt dünn schreiben, also zart aufdrücken
Also los, probiere es aus!
Übung 1:
Zeichne einige parallele Abwärtslinien, dann einige parallele Aufwärtslinien. Es sollte in etwa so aussehen:
Versuche, die dicken und dünnen Linien jeweils in der gleichen Strichstärke hinzubekommen. Auch der Abstand und die Länge sollten in Etwa gleich sein. Das ist eine gute Übung zum Warmwerden, mit der Du jedes Lettering beginnen solltest. Schreibe bitte mindestens eine ganze Zeile mit diesen Linien voll, bevor Du weiter liest.
Wenn Du fertig mit der Zeile bist, achte mal auf Deine Körperhaltung und die Lage des Papiers vor Dir. Wann und wie oft hast Du Deinen Handballen über das Papier bewegt? Ist etwas verwischt? Sind die Linien am Ende kleiner geworden oder sind von der Zeile abgerutscht?
Üben, üben, üben
Die nötige Übung ist die wichtigste Lektion im Kapitel „Erste Schritte beim Brushlettering“. Denke immer daran: es geht dick abwärts und dünn wieder hoch. Die Übergänge dazwischen schön hinzubekommen braucht Übung, und die solltest Du Dir gönnen, bevor du an die einzelnen Buchstaben oder gar Wörter herangehst. Dafür eignen sich die Linien, die Du im Bild siehst, besonders gut. Das Gute daran ist: aus diesen Linien kannst Du bereits ein ganzes Alphabet konstruieren!
Setze Dich zum Üben bitte an einen Tisch – auf dem Schoß kann man wirklich kein gutes Lettering lernen. Stelle sicher, dass Du genug Platz hast, um Dein Papier bzw. Deinen Block drehen und wenden zu können, wie es Dir gefällt. Sollte Dein Tisch eine rauhe oder ungleichmäßige Oberfläche haben, lege bitte eine glatte Unterlage unter Dein Papier.
Deine Füße sollten beide auf dem Boden stehen. Im Laufe der Zeit wirst Du sicher eine bequeme Position finden und bei der ganzen Konzentration auf das Lettern die Füße verschränken, den Rücken beugen und mit der Nase fast auf dem Tisch landen 😉 Kontrolliere zwischendurch deshalb immer wieder deine Haltung und korrigiere sie gegebenenfalls.
Das Papier, auf dem Du schreiben willst, muss nicht unbedingt parallel zur Tischkante liegen. Ganz im Gegenteil! Je mehr Du es gegen den Uhrzeigersinn drehst, desto mehr Neigung bekommt Deine Schrift. Das kann durchaus erwünscht sein. Ich empfehle Dir, den Abwärts-Strich immer in Deine Richtung zu machen. Du ziehst den Stift also immer in Richtung Deiner Brust. Je mehr Du das Papier vor dem Schreiben drehst, desto mehr Neigung bekommt Dein Strich, solange Du die Grundlinie beibehältst.
Die Grundlinie ist die Linie, auf der Du schreibst. Wenn Du also ein liniertes Blatt Papier hast und ganz normal schreibst, wie in der Schule, dann ist jede der Linien eine Grundlinie. Bei gepunktetem Papier versuchst Du immer, in einer Zeile zu bleiben, Du „denkst“ Dir die Grundlinie also.
Übung 2:
Zeichne die Linien aus dem folgenden Bild. Beachte dabei bitte Deine Körperhaltung, die Lage des Papiers und natürlich das Ergebnis. Sicher wirst Du mit der Haltung des Stiftes ein bisschen experimentieren wollen. Ich empfehle Dir für diese Übung eine möglichst natürliche Stifthaltung.
Du kannst Dir auch das folgende Worksheet ausdrucken und darauf üben. (Rechte Maustaste -> Drucken oder zuerst das Bild speichern und dann ausdrucken). Wiederhole jede Linie so oft, bis es Dir in Fleisch und Blut übergegangen ist und Du mit dem Aussehen Deiner Übergänge zufrieden bist. Um von der dicken in die dünne Linie überzugehen, musst Du den Stift bereits anheben, bevor Du die Richtung wechselst. Hast Du das bemerkt?
Es ist nicht nur gut, das jeden Tag ein paar Minuten lang zu üben (besser, als einmal die Woche eine Stunde lang!). Du solltest diese Linien sogar vor jedem Lettering ein paar Mal zeichnen, um wieder in den Fluß zu kommen. Merke Dir diese Linien, es sind die Basisstriche (oder Grundstriche) für das Brush Lettering.
Hier geht es weiter mit dem Alphabet der Kleinbuchstaben. Du lernst, das ganze Alphabet aus Basisstrichen zusammensetzen. Dazu gibt es Worksheets und ein Video, indem ich Dir alles nochmal erkläre. Bis dahin: viel Spaß beim Üben!
Ich bin Anfängerin und habe einige Videos und Anleitungen gesehen und ich muss sagen, dies ist mit Abstand die beste Anleitung die ich bis jetzt gefunden habe. Sie ist einfach zu verstehen und hat eine klare Anleitung wie ich meinen Stift benutzen und halten muss und das nicht nur durch zeigen sondern durch eine genaue Beschreibung. Dies motiviert mich immer mehr das lettering zu lernen und vorallem sehe ich hiermit eher Fortschritte als anderswo. Vielen lieben Dank dafür! Habe nun neue Stifte bestellt und hoffe sie sind nun besser als die alten ^^
Hallo liebe Jasmine,
vielen Dank für dein tolles Feedback, ich freue mich sehr und wünsche dir auch weiterhin viel Spaß beim Üben!
LG
Deine Ludmila
Das ist ja mal ein informativer, sorgfältig mit Liebe zum Detail geschriebener Artikel. Vielen Dank! 🙂
Danke für die tollen Erklärungen!!!
Ich habe da eine Frage: Wie groß sollten die Kästchen sein (5×5 mmm oder ??), auf denen man mit dem Fudenusoke übt, d.h. wie viel Millimeter ungefähr sollte der Abstand zwischen Waistline und Baseline sein, damit man als Anfänger gut, weil kontrolliert aufgrund des Platzes, üben kann?
Freue mich auf eine Antwort
Liebe Grüße
Marie
Hallo Marie,
ja, mit normalem Karopapier mit 5mm Abstand zwischen den Linien bist Du gut beraten, wenn Du den Tombow Fudenosuke benutzt. Manchen ist dies aber auch viel zu klein – das ist wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Probiere es deshalb auch einfach mal doppelt so groß und schau, womit Du Dich wohler fühlst. Am Ende des Tages werden Dein Schreibrhythmus und Dein Muskelgedächtnis entscheidend sein, nicht die Schriftgröße ?
Die Beispiele oben sind übrigens auf dem Rhodia Dot Pad gemacht. Wenn mich nicht alles täuscht, sind hier auch 5mm Abstand zwischen den Punkten.
Herzliche Grüße
Ludmila
Danke dir für die schnelle und klare Antwort!
Gruß_ Marie
Hallo Ludmilla
Ich habe wahnsinnig viel Spaß auf deiner Seite. Sie ist motivierend und deine Erklärungen sind super. Vielen lieben Dank für so viel Mühe. Ich hatte zwar schon ein paar Bücher und Internetseiten zum Thema aber bei dir habe ich einige Dinge direkt sehen können und vor allem habe ich begriffen, dass erstmal Übung ansteht.
Genau das mache ich jetzt. Üben, üben, üben.
LG Oda
Liebe Oda,
vielen herzlichen Dank! Ich freue mich, dass es mit dem Kommentieren jetzt geklappt hat. Aber noch schöner ist die Freude, die ich Dir mit der bunten Galerie bereiten kann =)
Vielen herzlichen Dank für Dein Feedback!
Deine Ludmila
Guten Tag
Eine Frage habe ich betreffend Brush lettering. Ich bin Anfänger und habe mir den Edding brush pen 1340 mit variabler Spitze bestellt.
kann ich den trotzdem gebrauchen? Sah erst später dass es noch eine andere Ausführung gab.
Für deine Antwort danke ich dir.
Freundliche Grüsse
Hallo Dominique,
der edding Brush Pen ist bestens für das Brush Lettering geeignet! Er ist etwas dicker als die Pentel und Fudenosuke Stifte mit Acrylspitze. Aber der Effekt bei stärkerem Aufdrücken ist derselbe: der Strich wird dicker. Somit hast Du ein sehr gutes Lettering-Werkzeug in der Hand – benutze aber glattes Papier, damit der Stift auch möglichst lange hält.
Viel Spaß beim üben!
LG Ludmila