5 Tipps zum Schattieren Deines Letterings
Ein schön geletterter Text kann zwar auch ganz ohne Zierde wunderschön aussehen, ein paar kleine Ergänzungen können dem Ganzen aber auch den nötigen Pep verleihen. Florale Elemente oder Schnörkel können eine romantische Stimmung erzeugen, kleine Illustrationen ein ganzes Kunstwerk zaubern. Wenn Dir jedoch nicht nach malen grafischer Elemente ist, wie wäre es dann mit Schattieren? Denn damit kannst Du Dein Lettering sprichwörtlich vom Blatt abheben lassen!
Schattierungen können einen Text richtig plastisch wirken lassen und sind längst nicht so kompliziert, wie sie manchmal aussehen. Außerdem gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten, einen Spruch mit Schatten zu ergänzen, dass es richtig Spaß macht, verschiedene Varianten auszuprobieren. Doch manchmal klappt es nicht so recht: die Farbe verschmiert, der Schatten wirkt unsauber oder es ist nicht ganz klar, wo der Schatten überhaupt hin soll.
Ich möchte Dir deshalb ein paar Tipps geben, die Dir helfen können, Deine Schattierung für Dein Lettering noch besser hinzubekommen. Vielleicht findest Du auch noch die eine oder andere Schatten-Variante, die Du noch nicht ausprobiert hast.
Eine kleine Idee am Rande
Nimm Dir doch einfach mal Deinen Lieblingsstift zur Hand – egal ob mit dicker oder dünner Spitze – und schreibe ein paar Mal „hi“ auf’s Papier. Dann probierst Du die Vorschläge und Tipps, die Dir gefallen, der Reihe nach aus. Wenn Du fertig bist, hast Du eine schöne Referenz, auf die Du immer wieder zurück greifen kannst, wenn Du einen kleinen Inspirations-Schub brauchst. Und keine Sorge, wenn ein Schatten nicht gelingt: dann erinnerst Du Dich auch daran, wie Du es eben NICHT machen solltest, wenn Du ein schönes Lettering verzieren willst 😉
Tipp 1: Die Position des Schattens bestimmt die Stiftrichtung
Beim Schattieren hilft es immer ungemein, sich eine Lichtquelle vorzustellen, die den Text beleuchtet. Dabei verlaufen die imaginären Lichtstrahlen parallel, d.h. die Lichtquelle ist in sehr großer Entfernung und riesengroß – wie die Sonne im Vergleich zur Erde.
Nimm nun Deinen Schattier-Stift zur Hand. Ich verwende am liebsten meinen grauen Tombow dual Brush Pen (cool grey N95). Je nachdem, ob Du Rechts- oder LinkshänderIn bist, zeigt die Spitze des Stiftes nach oben links oder oben rechts. Dort ist Deine Lichtquelle!
Nehmen wir mal an, Du schreibst, wie ich, mit rechts. Dann ist die Lichtquelle also oben links. Wenn das Licht von dort kommt und von der Schrift aufgehalten wird (denn Schatten ist ja nichts weiter als ein Bereich, auf den weniger Licht trifft als in der Umgebung), dann ist immer unten rechts vom Strich der Schatten zu setzen.
Fahre mit der Spitze nun genau die Schrift nach, als würdest Du das gleiche Wort nochmal schreiben – und zwar so, dass die äußerste Spitze deine Schrift auf der rechten/unteren Seite gerade so berührt. Dabei übermale bitte niemals Deinen Text! Wenn Du diese einfache Regel befolgst und Deine Spitze immer in die gleiche Richtung zeigt, setzt Du den Schatten automatisch an die richtigen Stellen. Denn nur unten rechts kannst Du einen Strich nachzeichnen, ohne ihn zu übermalen!
Tipp 2: Wenn auf der anderen Seite schattieren möchtest, drehe das Blatt
Wenn Deine Stifthaltung die Schattenseite vorgibt, Du den Schatten aber auf der anderen Seite haben willst, musst Du nicht plötzlich mit der anderen Hand malen! Drehe einfach das Blatt um 180 Grad. Bitte probiere es aus!
Es wird Dir sicher auffallen, dass Dein Schatten, sobald Du das Blatt wieder herum drehst, zwar auf der anderen Seite, aber auch oberhalb der Schrift ist. Meistens will man den Schatten aber unten haben, da das natürlicher wirkt. Schließlich scheint die Sonne ja auch von oben 😉 Um das zu bewerkstelligen, verändere ich die Haltung meines Stiftes so, dass die Spitze nach unten zeigt. Ansonsten funktioniert es genau wie bei Tipp 1. Die nach unten rechts zeigende Spitze des Pinselstiftes fährt also am oberen und rechten Rand des Letterings entlang. Sobald der Stift das Lettering übermalen würde, wird er abgesetzt.
Es hat übrigens einen riesengroßen Vorteil, das Blatt zu drehen und den Stift immer nur auf der rechten Seite der Schrift entlang zu führen. (Bei LinkshänderInnen gilt das natürlich für die linke Seite). So siehst Du nämlich immer Dein Lettering und kannst den Stift sehr genau führen. Wenn Du als RechtshänderIn plötzlich auf der linken Seite eines Striches schattieren willst, verdeckst Du nicht nur Deine Linie mit dem Stift, sodass Du den Rand nicht perfekt sehen kannst. Da Du wahrscheinlich mit einem flexiblen Brushpen schattierst, läufst Du so auch Gefahr, Deinen Strich zu übermalen, sobald Du ein bisschen stärker aufdrückst. Das liegt daran, dass da Du nicht mit der Spitze, sondern mit dem „Bauch“ des Stiftes an Deinem Lettering entlang fährst. Das kannst Du auf Deinem Referenzblatt gerne mal ausprobieren und mit dem Ergebnis der anderen Herangehensweise vergleichen!
Tipp 3: Lasse beim Schattieren ein klein Wenig Abstand zum Text
Wirkt Dein Schatten etwas unsauber, weil Du den Text immer wieder ein kleines bisschen übermalst? Wenn Deine Linie etwas zittrig ist oder nicht ganz perfekt gesetzt, macht das gar nichts. Schließlich geht es hier Handarbeit – und das nicht-ganz-Perfekte verleiht dem Ganzen ja gerade seinen Charme! Ist Dein Schatten im Vergleich zum Lettering gedoch relativ dunkel, kann das negativ auffallen und die Optik stören. Um das Übermalen zu verhindern, halte einfach ein klein Wenig Abstand und lasse so eine Lücke zwischen dem Lettering und dem Schatten. Versuche dabei, den Abstand möglichst gleichmäßig zu halten. Wenn Dir das nicht immer gelingt, fällt das weniger auf, als ein übermaltes Lettering.
Und davon mal ganz abgesehen sieht der Schatten mit etwas Abstand einfach super aus, oder?
Tipp 4: Schattiere langsam und von oben nach unten
Beim Lettern kann die Geschwindigkeit, mit der Du den Stift über’s Papier führst, durchaus variieren. Machst Du Deine Aufstriche beispielsweise extra etwas zügiger, um eine zittrige Linie zu verhindern? Beim Schattieren verwende ich eine andere Taktik: langsam und gleichmäßig ziehe ich meine Linien – und das meistens von oben nach unten. Es gibt also keine Auf- und Abstriche mehr. Trotzdem drücke ich mit meinem Brush-Pen etwas stärker auf, wenn ich einen Abstrich schattiere, um hier den Schatten auch etwas dicker zu machen. Trau dich ruhig auch, den Stift zwischendurch abzusetzen – vor allem bei längeren Linien ist das oft sinnvoll, um die Position Deines Handgelenks anzupassen.
Tipp 5: Probiere verschiedene Schatten-Varianten aus
Es muss nicht immer ein grauer Strich sein! Versuch doch mal, Dein Lettering in einer Farbe zu schattieren, die zu Deinem Lettering passt – beispielsweise mit der Pastellvariante Deines Original-Farbtons. Sogar eine Kombination aus Komplementärfarben kann witzig aussehen – wie immer sind Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt!
Die Königsdisziplin wäre nun, den Strich durch etwas anderes zu ersetzen. Eine feine Linie, ein Muster oder viele kleine Punkte zum Beispiel. Natürlich erfordert das mehr Zeit und Du solltest Deine Idee auf einem anderen Blatt ausprobieren. Ein einziger Buchstabe reicht meist aus, um zu sehen, ob der Effekt wirkt, wie Du es Dir wünschst. Du kannst sogar verschiedene Schatteneffekte innerhalb eines Letterings kombinieren – übertreibe es aber nicht damit. Weniger ist manchmal mehr 😉
Wenn Du bereits einige Letterings schattiert und somit verinnerlicht hast, wo der Schatten hingehört, ist es noch einfacher, neue Gestaltungsmöglichkeiten auszuprobieren.
Freebie zum Download: kleine Schatten-Referenz
Wenn Du Dir gerne meine Schatten-Beispiele ausdrucken möchtest, um sie als Referenz zu benutzen, bitte gern! Speichere die folgende Grafik einfach auf Deinem Smartphone oder drucke sie aus. Wie immer freue ich mich, wenn Du mir Deine Werke zeigst: z.B. auf Instagram oder Facebook. Markiere einfach @buntegalerie (Instagram) oder Bunte Galerie bei Facebook, damit ich es sehen kann =)
Bin ganz angetan von Deinen didaktischen Fähigkeiten. Danke & Dir einen schönen Abend.
Hallo liebe Ludmilla. 🙂 Danke schön für deine ausführlichen Tipps zum schattieren <3. Die Idee, mein Werkstück zum schattieren um 180° zu drehen, werde ich bestmmt bald ausprobieren. Lieber Gruß saBIneP. 🙂 PS: deine Grafik Schattenbeispiele konnte ich leider garnicht anklicken zum downloaden 🙂
Hallo Sabine,
vielen lieben Dank für Dein Feedback! Das mit der Grafik muss ich mal checken, sobald ich aus dem Urlaub zurück bin!
Liebe Grüße
Ludmila