Handlettering Lernen – Teil 4: Serifen
Serifenschrift
Kleinen Strichabschlüsse (Serifen) geben Dir jede Menge Möglichkeiten, Dein Schriftbild zu ändern. In Handlettering Lernen: Lektion 3 habe ich Dir gezeigt, wie Du aus einem einfachen Buchstabenskellet viele Schriftvarianten zaubern kannst. Das gilt auch für Serifenschrift, nur dass du hier zusätzlich die verschiedensten Serifen kombinieren kannst.
Hier noch einmal zur Erinnerung, was mit Serifen gemeint ist:
Wohin mit den Serifen?
Wohin Du Deine Serifen tatsächlich setzt und wo Du sie weglässt, bleibt beim Handlettering natürlich Deiner eigenen Kreativität überlassen. Manchmal passt eine Serife aus Platzgründen nicht, manchmal gefällt es Dir besser, auch dort Serifen zu setzen, wo laut Lehrbuch gar keine hingehören. Na und? Wenn Du trotzdem wissen möchtest, wo die Serifen normalerweise an den Buchstaben zu finden sind, schau Dir die folgende Übersicht an.
Übung 1: Teste Dein Bauchgefühl
Wahrscheinlich fändest Du es jetzt ultralangweilig, wenn ich Dich bitten würde, einmal das komplette Alphabet mit Serifen zu malen. Wie wäre es, wenn Du es doch tust – allerdings ohne zu spicken, wo ich die Serifen im obigen Alphabet platziert habe? So kannst Du Dich selber testen – wie viele Positionen Du sofort abrufen kannst, wo Du Dir unsicher bist und zum Schluß, wenn Du Dein Ergebnis mit dem oberen Bild vergleichst: wo Du die Serifen völlig vergessen hast. Schnapp Dir ein Blatt und probier’s, es dauert nur 2 Minuten!
Verschiedene Serifentypen
Nicht nur beim Handlettering, auch bei Computerschriften gibt es viele verschiedene Serifen. Vergleiche doch mal:
Übung 2: Trainiere dein visuelles Gedächtnis
Achtung: Dies ist eine Langzeitübung. Denn Serifenschriften findest Du überall um Dich herum. In Zeitungen und Magazinen, im Fernsehen, in Logos und Beschriftungen. Mach es Dir zum Hobby, auf die Serifen zu achten. Was macht die Schrift besonders? Sind die Serifen rund, eckig, geschwungen oder gerade? Wenn Du Dich wirklich für’s Handlettering interessierst, werden Dich Deine Beobachtungen auf ganz neue Ideen bringen. Während Du letterst, fallen Dir die Serifen ein, die Dich besonders beeindruckt haben. Wenn Du magst, kannst Du sogar ein kleines Notizbuch führen, in das Du die Serifen einzeichnest. Das hilft nicht nur Deinem Gedächtnis auf die Sprünge, sondern übt nebenbei auch noch das Zeichnen dieser Elemente.
Vom Computer auf’s Papier – Serifen beim Handlettering
Wir wollen Computerschrift beim Handlettering nicht 1 zu 1 nachahmen – was für einen Sinn hätte es auch. Im Buch, in der Zeitung und auf dem Bildschirm helfen Serien, lange Texte besser lesbar zu machen. Doch beim Handlettering dienen sie viel mehr der Dekoration und dürfen deshalb extremer und ausgefallener sein. Als Inspiration für unser Handlettering können wir die Serifen bekannter Schriften trotzdem nutzen. Schau doch mal unter diesem Link zu dafont.com, wie viele verschiedene Serifentypen es bereits gibt! Beim Lettern kannst Du es dann gerne auch mal total übertreiben und die Serifen total fett, verschnörkelt oder superfein malen. Hier ein Beispiel:
Bei dem folgenden Lettering sind die Serifen im Wort „Weingläser“ im Gegensatz zum obigen Beispiel ganz zart gehalten: Sie bestehen nur aus einer feinen, leicht geschwungenen Linie. Beim zweiten E habe ich sogar eine Serife weggelassen, damit sie nicht mit dem R kollidiert. Es lebe die künstlerische Freiheit!
Serifen kannst Du natürlich nicht nur mit dem Fineliner, sondern auch mit dem Brushpen oder Pinsel malen. Hier habe ich es mir nicht schwer gemacht und nur kurze Striche and die Großbuchstaben gepinselt:
Deiner Phantasie sind in Sachen Buchstabenabschlüsse keine Grenzen gesetzt – wobei Du natürlich selber ausprobieren musst, ob die Serifen zu Deinem gewünschten Look passen. Hier habe ich einige Beispiele für mögliche Serifen für Dich gezeichnet:
Übung 3: Fordere dein visuelles Gedächtnis – und sei kreativ!
Bevor wir uns an ein gesamtes Alphabet machen, zeichne ein paar Serifen – einfach ganz ohne Buchstaben, wie in meinem Beispiel oben. Dir fallen bestimmt noch einige mehr ein, nicht wahr? Denk mal an eine Zirkusschrift oder versuche, die Serifen von den kleinen ks weiter oben nachzuahmen.
Ich habe oben 10 für Dich vorgezeichnet – jetzt fordere ich Dich heraus, mindestens auf 30 verschiedene Serifen zu kommen! Behalte das Blatt oder zeichne am besten gleich in Dein Handlettering-Notizbuch. Dann kannst Du Deine Liste und somit Dein Serifen-Repertoire immer erweitern, wenn Du auf eine neue Idee kommst.
Du hast nun eine Menge zu tun – viele verschiedene Serifen zeichnen, ständig Ausschau nach neuen Ideen halten und dann: noch mehr Serifen zeichnen. Natürlich kannst Du diese auch schon an Deine Buchstaben pinnen – nur zu. Vielleicht kommen dabei Fragen auf, auf die Du gar nicht gekommen wärst, ohne es zu versuchen. In der nächsten Lektion zeige ich Dir ein paar Tipps, Tricks und Besonderheiten, damit es mit den Serifen im Lettering auch gut klappt. Wenn Du etwas konkretes wissen möchtest, schreib mir gerne – hier findest Du mein Kontaktformular.