Handlettering Lernen – Teil 3: Das Buchstabenskelett
In Lektion 2 haben wir uns angeschaut, wie du einfache Buchstaben variieren kannst, indem du mit den Proportionen spielst. Jetzt wollen wir das Aussehen noch mehr verändern, indem wir dem Buchstabenskelett etwas mehr Fleisch geben. Was das bedeutet zeige ich Dir mit ganz vielen Beispielen hier in Handlettering lernen – Lektion 3.
Das Buchstabenskelett
Mit Hilfe des Buchstabenskeletts kannst du die Größe, Form und Position Deiner Buchstaben vorgeben, ohne Dich lange mit Details aufzuhalten. Deshalb benutzen wir die einfachste Form der Buchstaben immer als Grundgerüst, wenn wir die erste Skizze für unser Lettering machen.
Jetzt geht es darum, dem Buchstabenskelett Fleisch zu geben. Ich habe dazu den diagonalen Abstrich des As verbreitert. Die anderen Striche belasse ich dünn: so erhalte ich einen hohen Kontrast. Denn je stärker sich die Dicke der Striche innerhalb der Buchstaben unterscheidet, desto höher der Kontrast.
So könnte ich den Buchstaben schon lassen. Um ihn noch etwas Interessanter zu machen, fülle ich den neu entstandenen Weißraum mit einem einfachen Muster aus:
Übung
Nimm wieder Dein Karopapier zur Hand und zeichne das Skelett von einigen Großbuchstaben. Es muss nicht das ganze Alphabet sein – wie wäre es mit dem heutigen Wochentag? Achte darauf, zwischen den Buchstaben genügend Platz zu lassen, um hier das Fleisch hinzu zeichnen zu können. Fülle es anschließen mit einem einfachen Muster.
Hier hast Du noch ein paar Buchstaben zum Spicken:
So weit, so gut. Es ist wichtig, dass Du diese Übung wirklich mal machst, weil Du dabei auf Detailfragen stößt, die du bestimmt nicht alle nachlesen willst, sondern selbst in Erfahrung bringen musst. Schon beim B wirst du feststellen, dass das Verbreitern des Abstrichs nicht ganz trivial ist. Probieren geht über studieren – im Zweifel teste die Varianten einfach aus, die Dir einfallen. Das ist die beste Methode zum Handlettering lernen. Learning by doing eben 😉
Versuche verschiedene Füllmethoden
Natürlich kannst Du das Muster innerhalb der Weißräume ganz frei gestalten. Hier siehst Du die nächsten Buchstaben mit anderem Inhalt:
Wenn Du die Buchstaben ganz ausfüllen möchtest, willst Du vielleicht auch die restlichen Striche und Bögen etwas dicker machen:
Zeit für den spaßigen Teil!
Was wir uns bisher angeschaut haben waren die Grundlagen: ein Prozess, der es Dir erleichtern soll, Deine Großbuchstaben in Form zu bringen. Tatsächlich können so gestaltete Buchstaben im Mix mit weiteren Schriftarten ganz toll wirken. Jetzt wollen wir uns aber mal ein bisschen locker machen und das Kästchenraster verlassen!
Übung
Zeichne nun die Buchstabenskelette frei vor und orientiere Dich nicht mehr so fest an vorgegebenen Strukturen. Füge dann wie bisher das Fleisch hinzu und fülle die Weißräume mit einem Muster aus. Auch Deko wie Schatten, Strahlen und Umrandungen geben den Buchstaben Pep! Hier wie immer ein paar Beispiele zur Inspiration:
In der Formgebung hast Du freies Spiel: Erlaubt ist, was gefällt. Zeichne Dein Buchstabenskelett und die Form leicht mit dem Bleistift vor und gestalte den Buchstaben dann mit einem schwarzen Fineliner aus. Noch sichtbare Skizzen kannst Du dann vorsichtig wegradieren.
Im letzten Beispiel zeige ich Dir noch ein y mit sehr geringem Kontrast: die Strichbreite ist über den gesamten Buchstaben konstant. Mit meinem Füllmuster sieht es etwas interessanter aus, als wenn ich ihn einfach mit einem dicken Filzstift gezeichnet hätte.
Das Z wiederum ist ganz anders gestaltet und hat auch eine völlig andere Wirkung. Ich möchte Dir ans Herz legen, mindestens zwei oder besser drei verschiedene Schriftarten SELBST zu gestalten. Dazu die folgende und letzte Übung zu dieser Lektion.
Übung
Wenn Du noch kein Skizzen- oder Notizbuch für Deinen Handlettering-Lehrgang hast, ist dies ein guter Zeitpunkt, um Dir eines anzulegen. Du wirst eine schöne Referenz haben, wenn Du schnell mal eine Idee brauchst und Du wirst darin wunderbar Deinen Fortschritt dokumentiert sehen.
Jetzt ist es an der Zeit, Dein eigenes, serifenloses Alphabet zu entwerfen. Beim Letttern eines ganzen Spruches gibt es viele, viele Punkte, die Du berücksichtigen musst und etliche kleine Designentscheidungen, die Du treffen wirst. Da ist es gut, wenn die Schrift an sich schon sitzt. Mit etwas Erfahrung wirst Du keine kompletten Alphabete mehr brauchen, um ein Wort zu lettern. Doch für den Anfang ist es gut, sich mit den 26 Grundbausteinen des Handletterings auseinandersetzen und wirklich jeden Buchstaben mal gezeichnet zu haben.
Zeichne also Dein Alphabet wie hier besprochen in Dein Buch: Skelett, Fleisch, Klamotten…. äh, Muster meine ich. Pro Alphabet versuchst Du, den Körper für jeden Buchstaben ähnlich zu halten. Aber das Outfit kannst Du so oft ändern, wie Du magst. Die Buchstaben A-R auf dieser Seite sind ein Beispiel, wie das aussehen kann.
Wenn Du ein Alphabet mit hohem Kontrast und konstant breiten Verdickungen entworfen hast, versuche beim zweiten mehr Schwünge einzuarbeiten oder die Grundform Deiner Verdickung zu verändern. Es wird schwieriger, diese Grundform in alle 26 Buchstaben konstant mit einzuarbeiten, aber gerade das macht eine Schriftart aus. Denn wenn alle Buchstaben ähnliche Charakteristika aufweisen, hast Du eine harmonische Schriftart!
hey und falls Du Deine Übungen irgendwo postest, lass es mich wissen! Es gibt tausend Wege dafür – taggen, markieren, erwähnen oder hier einen Kommentar schreiben, wo ich Dich finden kann. Du findest mich überall unter Bunte Galerie.
Hier geht es weiter mit Lektion 4: Serifen