Der richtige Pep für Deine Handschrift: Faux Calligraphy
Wenn Du DIY-Fan bist, hast Du sicherlich schon daran gedacht, Geburtstagskarten selbst zu machen. Zumindest wirst Du sehr wahrscheinlich den Kartentext handschriftlich zu Papier bringen. Vielleicht magst Du aber auch Hand-Lettering und möchtest es mal ausprobieren?
Oft höre ich, dass die eigene Handschrift nicht als besonders schön empfunden wird. Das ist wohl so ähnlich wie mit der eigenen Stimme, die man plötzlich von einer Aufnahme hört. Aber ganz gleich, ob Du zu selbstkritisch bist oder Deine Schriftart tatsächlich nicht besonders Grußkartentauglich ist: mit diesen Tipps wirst Du wahrscheinlich ein sehr schönes Ergebnis bekommen. Faux Calligraphy heißt dieser Stil, der das Schreiben mit Tusche und Zeichenfeder nachahmt.
Material
Im Gegensatz zu „echter“ Kalligrafie (denn Faux Calligraphy bedeutet soviel wie „gefälschte“ Kalligrafie) brauchst Du hierzu weder Tusche noch Schreibfeder. Ein Fineliner sollte für’s erste genügen – bei höheren Ansprüchen empfehle ich Dir den sehr fein säuberlich schreibenden [eafl id=4767 name=“Micron Fineliner Set“ text=“Micron Fineliner“], den es im Set mit verschiedenen Stärken gibt. Ich selbst mag die dünnste Spitze (Micron 005 mit 0,2 mm Spitze).
Wenn Du etwas fortgeschritten bist, wirst Du vielleicht verschiedene Oberflächen beschriften wollen. Zum Beispiel lässt sich ein Marmeladeglas wunderbar mit [eafl id=5290 name=“Weißer Edding“ text=“weißem Edding“] beschriften! Oder Fenster / Spiegel mit Hilfe eines [eafl id=5291 name=“Window Marker“ text=“Window Marker“] mit einem Willkommens- oder Weihnachtsgruß dekorieren…
Ideen gibt es viele, nun aber zurück auf Anfang. Natürlich kannst Du auch mit einem Bleistift beginnen! Dennoch empfehle ich Dir, auch beim Üben zu einem Fineliner zu greifen, damit Du später die Hilfslinien wegradieren kannst. Denn erst dann wird das tolle Ergebnis richtig sichtbar sein. Wir starten mit ganz normalem Papier. Einen Bleistift und ein Lineal brauchst Du für Deine Hilfslinien – wenn Du mit Deiner Handschrift zufrieden bist, kommst Du auch ohne aus!
Anleitung für Deine Faux-Calligraphy
[mdi-icon name=“lightbulb“ size=“lg“ color=“#d84395″] Mit einem Klick auf das jeweilige Bild bekommst Du es im Großformat angezeigt!
Bestimme Deine Schriftgröße
Zeichne eine Grundlinie, auf der Du schreiben willst und schreibe darauf in Deiner gewünschten Schrift und Größe ein Wort, das bestenfalls einen Großbuchstaben oder einen Buchstaben wie h, t, l oder f enthält, d.h. die komplette Höhe des Schriftzuges verwendet. Auch ein g und ein y zu schreiben macht Sinn. Ich halte es an dieser Stelle aber ganz einfach und schreibe mit möglichst natürlicher Schrift „hi“.
Miß die Mittel- und Oberlänge aus
Ziehe nun eine Linie für die Mittellänge – das ist der Bereich, wo sich die obere Kante von Buchstaben wie a, o, m befindet. Sie muss parallel zur Grundlinie sein, auf der das Wort geschrieben wurde. Eine weitere Linie ziehe ich bei der Oberkante des h (oder des Großbuchstaben, wenn ich einen geschrieben hätte). Diese Linie definiert die Oberlänge. Die Linien werden wahrscheinlich nicht genau alle Oberkanten treffen – das macht gar nichts. Wir brauchen nur ein Maß zur Orientierung! Miß den Abstand der drei Linien und schreib ihn Dir auf.
Zeichne drei Orientierungslinien
Drei Linien im zuvor ausgemessenen Abstand ermöglichen es Dir, sehr gleichmäßig groß zu schreiben. Zeichne sie schwach mit Bleistift, damit Du sie nachher gut weg radieren kannst! Ich habe mit meinem feinen Druckbleistift zu stark gedrückt und damit Furchen im Papier hinterlassen – das solltest Du natürlich vermeiden.
Schreibe Deinen Text
Schreibe nun Deinen gewünschten Schriftzug und orientiere Dich dabei an den Hilfslinien. Mach Dir nichts draus, wenn Du beim Schreiben nicht immer exakt diese Linien triffst, es ist nur eine Hilfe und kein Zwang. Manche Buchstaben sollten sogar über die Linie hinauswachsen! Aber dazu ein andernmal mehr…
Wenn Du mit Deiner Schrift wirklich sehr haderst oder eine bestimmte Anordnung der Buchstaben und Worte im Sinn hast, kannst Du natürlich auch mit Bleistift vorschreiben.
Verdopple alle Abwärts-Linien
[mdi-icon name=“alert-circle“ size=“lg“ color=“#d83495″]Das ist der entscheidende Teil der Faux-Calligraphy! Fahre in der Luft nochmal alle Linien mit dem Stift nach. Sobald Dein Stift in eine Abwärtsbewegung übergeht – also „abwärts“ in Richtung der unteren Papierkante, nicht die des Fußbodens 😉 – setzt Du den Stift auf’s Papier. Genauer gesagt, direkt auf die Stelle der Linie, wo die Kurve ihren Scheitelpunkt hat. Fahre mit dem Stift hinunter bis zur nächsten Kurve und führe ihn dann wieder zurück zur Linie, sobald der Stift im Begriff ist, wieder nach oben zu wandern. Versuche dabei, den Abstand der Parallel-Linie zur Original-Linie möglichst bei allen Buchstaben gleich groß zu halten.
Übrigens: Je nachdem, wo genug Platz ist, kannst Du die Zweit-Linie links oder rechts der eigentlichen Schrift zeichnen. Lass Dein Bauchgefühl entscheiden. Bei Buchstaben wie i oder n, wo die Abwärts-Linie direkt losgeht (ohne Kurve mit Scheitelpunkt), verbindest Du die Parallel-Linie einfach mit einem waagerechten Strich.
[mdi-icon name=“lightbulb“ size=“lg“ color=“#d84395″] Diesen und den nächsten Schritt zeige ich Dir unten ganz ausführlich im Video!
Fülle die doppelten Linien aus
Male nun die Zwischenräume zwischen den Linien aus. Eventuelle Unebenheiten oder wackelige Stellen kannst Du nun ausgleichen.
Weitere Tipps
Mach es Dir noch einfacher
Wenn Du mit Deiner Schreibschrift eigentlich ganz zufrieden bist, kannst Du auch direkt auf der Grundlinie schreiben, also ohne die zwei zusätzlichen Orientierungslinien. Natürlich muss die Grundlinie dabei nicht gerade sein. Probiere doch mal, auf einem Halbkreis zu schreiben!
Variiere den Abstand der Parallel-Linie
Je nach Schriftart kannst Du die Parallel-Linie auch in größerem oder kleinerem Abstand zur eigentlichen Schrift setzen. Auf diese Art kannst Du das Erscheinungsbild Deiner Schrift auf einfache Art variieren und damit ganz verschiedene Effekte erzielen.
Fülle die Lücken beliebig aus
Das Ausfüllen muss nicht immer in schwarz passieren. Probiere doch auch mal andere Farben oder Muster, zum Beispiel eine feine Schraffur.
Dekoriere
Nachdem Du die Hilfslinien wegradiert hast, kannst Du Deinen Schriftzug nach Belieben dekorieren. Wie wäre es zum Beispiel mit etwas Schatten? Auch Schnörkel, Herzchen und kleine Sterne sind sehr beliebt.
Probiere andere Schriftarten aus!
Übrigens lässt sich das Prinzip des Verdickens der Abwärts-Linien auch auf etwas andere Art und Weise auf verschiedene Schriftarten und -Stile übertragen. Wenn Du das Prinzip erstmal verinnerlicht hast, wirst Du sicherlich Herumprobieren wollen und auf die verschiedensten Looks kommen. Viel Spaß dabei!
Kombiniere Deinen Text mit grafischen Elementen
Tiere, Schnörkel, Blumen oder Zentangle® – so ziemlich alles lässt sich neben einen schönen Schriftzug setzen. Im Zentangle® Muster-Verzeichnis findest Du viel Inspiration, Blumen in Hülle und Fülle gibt es auf der Seite Zentangle® / Doodle inspirierte Blumen und lustige Tiere kannst Du Dir in diesen Videos abschauen.
Übrigens: falls Du Stempel mit geeigneten Motiven zur Hand hast, lassen sich diese auch ganz wunderbar mit Faux Calligraphy kombinieren. Diese kannst Du dann nach Belieben kolorieren, um dem Ganzen noch etwas mehr Pep zu verleihen!
Dieser Artikel wurde freundlicherweise verlinkt bei OttoInSite – dem vielseitigen Trendmagazin.
0 Comments